Zwei Blonde für Georgien: Micul Dejun und Lajos Ciobanescu. Sie leben in
Rumänien, in Siebenbürgen, in Hermannstadt, in der Kulturhauptstadt Europas des
Jahres 2007. Zwei Blonde zu Gast und dennoch mittendrin: zwischen Partys und
Vorträgen, zwischen studentischem Leben und Arbeitsalltag, zwischen den
Konfessionen und Ethnien, zwischen Oberstadt und Unterstadt, zwischen dem
Municipium Hermannstadt und gleichnamigen Umland.
Zwei blonde Reisende, zwei blonde Weilende als ein kleiner Bestandteil
der Europäischen Kulturhauptstadt 2007. Zwei Blonde im brünetten Rumänien.
Vielleicht gehören sie zu der undefinierbaren Gruppe junger Nomaden, die
gewohnte Abläufe und ein altbewährtes Heimatgefühl überwinden will oder
vielleicht sind sie auf der Suche nach Selbigem. Wo liegen die Grenzen in der
subjektiven Wahrnehmung von Ländern, Sprachen, Gewohnheiten, der eigenen
Privatsphäre oder kurz gefragt: wodurch wird Leben in Europa versucht, gesucht,
gar gefunden?
Das immer wieder gepriesene Europa dient DoiBlonzi als Ausgangspunkt.
Aber wer bestimmt eigentlich genau wodurch sich und wie sich Europa definiert?
Politik, Wirtschaft, Geographie oder sind es
etwa die 650 Millionen Einwohner selbst, die den Kontinent bevölkern?
Diese Fragen
wollten sie beantwortet wissen an einer der Schnittstellen Eurasiens und
begaben sich auf die Straßen und Plätze in Rumänien und Bulgarien
„europäische-einerseits“ und die der Türkei und Georgiens
„asiatisch-andererseits“.
Unde este
europa? – Wo ist Europa? Mit dieser Frage starteten wir in Rumänien.
Ausgerüstet mit Schild, Stift und Heft saßen wir in den Fußgängerzonen,
Parkanalgen und Plätze sowohl kleiner als auch großer Städte und sammelten
Geschichten und Gedanken, Stimmungen und Ideen der Menschen. Unde este europa,
geschrieben auf unser Schild, diente uns dabei als Eyecatcher und Aufhänger, um
mit interessierten Menschen einen direkten Kontakt herzustellen. So führten wir
einerseits Interviews, andererseits aber auch Diskussionen und alltägliche Gespräche,
die teilweise in unserem Heft niedergeschrieben worden waren oder auch nur
durch kleinere Erinnerungsnotizen uns
bis heute im Gedächtnis geblieben sind.
Die Reise-Route
führte uns weiter entlang an der Schwarzmeerküste Bulgariens, über Istanbul in
den asiatischen Teil bis hin in den Kaukasus an die tschetschenische und damit
auch wieder europäische Grenze. Das Prinzip blieb das gleiche, „nur“ Land und
Leute änderten sich und damit auch die Geschichten und Ansichten.
Ziel war es,
eine der Schnittstellen zwischen Europa und Asien zu untersuchen: mit Bulgarien
und Rumänien als neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, die historisch
und kulturell sowohl zum Orient als auch Okzident gehörten, für die
„europäische Sicht“ und der Türkei und Georgien, welche auch wiederum starke
kulturelle Impulse in ihrer eigenen Geschichte aus (dem westlichen) Europa
erfahren haben, für die „asiatische Sicht“.
Das Ergebnis
sind unsere Eindrücke, die uns widerfahren sind in einem Europa seiner eigenen
auferlegten politischen Grenzen, in einem Europa über seine politischen Grenzen
hinaus, in einem Europa der Mentalitäten mit Einsichten von außerhalb und
Aussichten für die Zukunft aus sich
selbst heraus. Eindrücke und Erfahrungen, die geprägt und reflektiert wurden
durch die Menschen zwischen Orient und Okzident. Erfahrungen, die zu einem
gewissen Teil durch die entstandenen Texte und Fotos widergegeben werden können
und die Grundlager unserer Ausstellung darstellen.
Micul Dejun und
Lajos Ciobanescu sind seit über eine Dekade enge Freunde, die immer wieder
gemeinsam Projekte realisieren, in denen Kommunikation zwischen Menschen
unterschiedlicher Kulturen im Vordergrund stehen. Im April dieses Jahres kam es
zur Gründung des Künstler-Duos „DoiBlonzi“ für Schrift – Bild – Sprache.
Auf dieser Seite finden Sie einen Abdruck eines Teils der Wanderausstellung in Türkisch, Bulgarisch, Rumänisch und Georgisch, die in Form von Plakaten im öffentlichen Raum, so z.B. in Parkanlagen, an Stränden in Foyers von öffentlichen Bibliotheken gezeigt wurden.
Außerdem sind ein Teil der großformatigen Bilder zu sehen.
Auf dieser Seite finden Sie einen Abdruck eines Teils der Wanderausstellung in Türkisch, Bulgarisch, Rumänisch und Georgisch, die in Form von Plakaten im öffentlichen Raum, so z.B. in Parkanlagen, an Stränden in Foyers von öffentlichen Bibliotheken gezeigt wurden.
Außerdem sind ein Teil der großformatigen Bilder zu sehen.
Micul Dejun
geb. 1981 in
Dresden
Studium der
Geisteswissenschaften in Dresden, Halle, Prag und Hermannstadt
Veröffentlichungen
in versch. Lyrikanthologien und Zeitschriften (seit 2002)
sowie
journalistische Tätigkeit (seit 2005)
Ludwig
Giersch
geb. 1982 in
Dresden
Ausbildung zum
Mediengestalter in Dresden
Musiker mit
Tourneen durch Europa seit 2004
arbeitet als
Fotojournalist und freiberuflicher Media-Designer
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen